St. Anna Kapelle

Klein und unscheinbar präsentiert sich am ehemaligen Ortseingang die St. Annakapelle, das Zentrum der Jahrhunderte alten Annaverehrung in Fridingen. Gebaut um 1520 und als Trost für die unheilbar Kranken im nahen Spital der Schmerzensmutter geweiht, wurde das Kirchlein ab 1715 barockisiert. Es erweckte das Interesse von Einsiedlern. Der erste, Br. Michael, baute 1754 die Einsiedelei an und sorgte für die heute noch original erhaltene barocke Ausstattung der Kapelle. Sie ist ein beeindruckendes Zeugnis für den unbeugsamen Fridinger Bürgerwillen, denn 1816 sollte die Kapelle nach dem Befehl der Obrigkeit auf Abbruch verkauft werden. Die Fridinger widersetzten sich trotz Strafandrohung mutig über 30 Jahre den Befehlen des Königs und des Bischofs und so ist uns dieses wunderbare Kleinod erhalten. Auch das jährliche Annafest mit großer Prozession war verboten, die Fridinger feierten es dennoch unbeirrt weiter.

Betritt man die kleine Kapelle, wird man von einem heiteren, lichten barocken Raum überrascht, dessen Zentrum der imposante Hochaltar ist, den der Fridinger Bildhauer Aegidius Kallistus Butsch um 1745 als Meisterstück vor seinem Klostereintritt in Ettenheimmünster geschaffen habe. Bruder Michael stiftete auch die beiden beeindruckenden Rokoko-Seitenaltäre (1772), die bei der großen Renovation 1958 entfernt werden sollten, weil sie angeblich den Gesamteindruck störten! Die Fridinger widersetzten sich diesem Plan vehement und so blieben die beiden Altäre da, wo sie schon immer hingehören.

Die drei Deckengemälde sind ein Gemeinschaftswerk von Franz Josef Zoll Vater und Sohn aus Fridingen, Franz Josef Zoll jun. wanderte nach Trostberg aus und starb dort 1798 als bedeutendster Vertreter des Chiemgauer Rokoko. Das barocke Wallfahrtsbild St. AnnaSelbdritt wurde 1973 entwendet und ist leider nicht mehr aufgetaucht. 1980 schuf Willi Bucher nach einem alten Original die jetzige Anna-Selbdritt, die Hans Bucher faßte. Die Einsiedelei steht nach einer gründlichen, aber doch behutsamen Renovation nahezu im Originalzustand wieder für Menschen offen, die für mehrere Wochen oder Monate im eremitischen Leben ihren religiösen Weg suchen oder vertiefen wollen.

Bis heute ist das Annafest und die Annakapelle fest in den Fridinger Herzen verwurzelt und viele Taufen, Hochzeiten, goldene Hochzeiten und andere Jubiläen werden nach wie vor hier kirchlich begangen.

Kontakt

St. Anna Kapelle
Tuttlinger Str. 15
78567 Fridingen