Der Ablauf der Fridinger Fasnet

Die Fasnet in Fridingen beginnt traditionell am Morgen des „Schmotzige Duschdig“ mit der Schülerbefreiung und der Einnahme des Rathauses durch die Narren, angeführt vom „Narrenbollizei“, dem hierbei der Stadtschlüssel ausgehändigt wird. Nachmittags findet auf dem Kirchplatz die feierliche Übergabe der neuen Narrenkleider statt. Narrenvater und Schultes überreichen dabei den Jungnarren ihre Larve und einen Sack mit „Gutsle“, worauf die neuen Hästräger vor versammeltem Volk in ortstypischer Weise „juzga“ müssen. Im Unterschied zum landesüblichen „Narri-Narro“ besteht der Fridinger Narrenruf – ähnlich wie in Schömberg – in einem alpenländisch klingenden „Juzger“ (von Jauchzen), d.h. aus einem mit kräftiger Kehlkopfstimme hervorgestoßenen „Ju-hu-hu!“.  Ähnlichkeiten mit dem schon im 17. Jahrhundert belegten Rottweiler Juchzgen (dort heißt es „Hu-hu-hu!“) oder mit artverwandten Formen in Tirol sind auffallend. Anschließend folgt das Narrensamensäen bzw. Pflugziehen, bei dem heute rund 170 Narren am Seil einen Pflug durch die Straßen des Städtchens ziehen. Begleitet werden sie von Schnellern, die mit ihren Geißeln die übermütige Schar scheinbar bändigen. Dahinter schreiten die Sämänner, die den Narrensamen (Spreu) nicht nur auf die Straße, sondern auch in die Zuschauer und in offene Fenster werfen. Es folgen die Egge und schließlich die Gruppe der Alten Weiber in der Gewandung alter Fridinger Bäuerinnen, die den Narrensamen mit Hacken bearbeiten und bei diesem Tun selten stumm bleiben. Nach dem Umzug schwärmen die Narren in die Häuser, wo ihnen die „Fasnetkiechle“ aufgetischt werden, die in Fridingen noch nach alter Sitte hergestellt werden, indem man den Hefeteig übers Knie zieht.

 

Hauptfeiertag ist der Fasnetsmändig: Noch lange vor Tagesanbruch durchstreifen vermummte Gestalten mit Lärminstrumenten das Städtchen, um die Fasnet zu suchen und die Bewohner zu wecken. Erst nach dem Hellwerden – eine Fridinger Besonderheit – startet der Umzug der Hemdglonker von Wirtshaus zu Wirtshaus, wobei zwischendurch immer wieder Passagen aus dem Narrenblatt „Fuchsfalle“ verlesen werden. Nachmittags findet der große Umzug statt, bei dem das Ortsgeschehen glossiert wird. Es herrscht Straßenfasnet, „Maschkere gau“, Hausieren und Heischen. Überall hört man den „Ludi-Marsch“ oder den schon 1937 komponierten Narrenmarsch „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ (Fridingen nennt sich über die Fasnachtstage „Fuchsau“). Überall sieht man jetzt auch die Gestalt des Fridinger „Klons“, eigentlich eine Abwandlung des Domino aus dem Venezianischen Karneval.

 

Auch am Dienstag herrscht Narrentreiben, seit einigen Jahren gibt es nachmittags auch einen Kinderumzug. Reaktiviert wurde die Figur des „Bettelma“, der mit seinem Weib „Lisbeth“ Peitsche knallend durch das Städtchen zieht, in einem Schmalzhafen Geld sammelt und dabei einen uralten Vers aufsagt, der schon Eingang in Ernst Maiers Sammlung „Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben“ (1852) gefunden hatte. Ebenfalls gegen Ende der 1960er Jahre reaktiviert wurde der alte Brauch des Fasnetvergrabens, der heute zu den eindrucksvollsten Fasnachtsendbräuchen der schwäbisch-alemannischen Fasnet gehört. Spätabends versammelt sich die Narrenschar zu einem letzten Umzug, diesmal ein von Fackeln beleuchteter Leichenzug unter den Klängen eines Trauermarschs. Nach herzzerreißenden Trauerreden und Nachrufen wird die Fasnet, symbolisiert durch die Figur eines ausgestopften Narren, in einem Misthaufen beerdigt.